„Kinoseminar“ – Geschichte einmal anders
Im Rahmen der Jüdischen Kulturtage Taubertal finden medienpädagogisch begleitete Kinoveranstaltungen statt,sogenannte „Kino-Seminare“ zur nationalsozialistischen Filmpropaganda. Genial aufbereitet durch einen vorausgehenden Kommentar und eine abschließende Plenumsphase stellte der Medienpädagoge Michael Kleinschmidt vom Institut für Kino und Filmkultur Schülerinnen und Schülern der elften Klasse des Wirtschaftsgymnasiums Bad Mergentheim den Film mit dem Titel „Hitlerjunge Quex“ vor.Der 1933 innerhalb von kurzer Zeit gedrehte Film handelt von einem Druckerlehrling namens Heini, dessen Familie eher kommunistisch geprägt ist, er aber von Beginn an von der Hitlerjugend überzeugt wird. Dieses Kinoseminar eröffnete vor allem für die Schüler besondere Möglichkeiten, Filme besser zu verstehen, denn Kino ist der moderne Lesesaal der Unterhaltung und Filmbildung, also Kino als Lernort. So war es den Schülern möglich, die nationalsozialistische Geschichte, vor allem die Beeinflussung durch ihre durchdachtePropaganda, in einem außerunterrichtlichen Rahmen zu erschließen. Michael Kleinschmidt schaffte es, das Filmgedächtnis der Schülerinnen und Schüler zu aktivieren und ihnen eine bewusste Sichtweise auf den Propagandafilm der Nationalsozialisten zu vermitteln. Er zeigte ihnen auch, dass man Filme immer „übersetzen“ müsse, denn die Regisseure planen alle Elemente bewusst. Auch in der heutigen Zeit ist es von Bedeutung, jegliche rechtsextreme Tendenz zu erkennen. Denn wenn sie das verstehen, so Kleinschmidt, haben sie die Möglichkeit zu erkennen, wie man filmische Feindbilder gestaltet.Einzigartig, genial, schüleradressiert – mit diesen Worten kann man die pädagogische Leistung des Referenten hervorheben, der mit seiner enthusiastischen Art jeden Schüler mitgenommen hat und dadurch das Bewusstsein für das kritische Betrachten jeglichen Filmmaterials weiter ausgebaut hat.